Journalisten sind manchmal echte Heimlichtuer. Das ist auch richtig so. Mit Blick auf die jüngsten Meldungen über allzu neugierige Geheimdienste empfiehlt sich dringend eine Verschlüsselung. Zum Beispiel, weil Sie nicht verraten möchten, wo sie ihren Gesprächspartner befragt haben. Nutzen Sie deshalb eine traditionelle Verschleierungstechnik mit dem Decknamen „Gegenüber“:
Der Gegenüber-Code funktioniert in der simpelsten Variante so:
Die neue Baubürgermeisterin Eva Noller sagte gegenüber unserer Zeitung: „Mein Vorgänger hat die Kosten in den Gremien klar kommuniziert.“
Bei der Zeitung handelt es sich um die Stuttgarter Nachrichten. Das ist über den Link schnell herausgefunden. Und das Gespräch mit der neuen Baubürgermeisterin hat wo stattgefunden? Schnell mal Google Maps nach der Redaktionsadresse befragt – und das Ergebnis lautet: Das Interview muss im Wald geführt worden sein.
Diese Verschlüsselung ist natürlich was für Anfänger. So leicht zu knacken. Profis gehen anders vor. Hier die Verschlüsselung im Gegenüber-Code für Fortgeschrittene:
Der Vorsitzende der nordrhein-westfälischen CDU, Laschet (…), sagte gegenüber dem WDR, es sei unfair, Ministerpräsidentin Kraft Lobbyismus für die Kohleindustrie vorzuwerfen.
Das ist wahrlich perfekt unübersichtlich. Denn in der Kölner Innenstadt verteilt sich der WDR auf mehrere Gebäude. Ohne Zusatzinformationen ist nicht mehr erkennbar, wo Armin Laschet das Mikrofon vor die Nase gehalten wurde. Stand er vor dem Dom? Oder auf der Verkehrsinsel auf der Nord-Süd-Fahrt? Oder vielleicht vor dem Museum für angewandte Kunst? Sehen Sie – so geht Verschlüsselung heute. Da kann die NSA mal gerne stundenlang die Karten wälzen.
Hörern, Zuschauern und Lesern allerdings hilft diese Verschlüsselung nichts. Für unser Publikum ist die Heißluftformel „sagte gegenüber“ schlicht überflüssig.
Sie taugt allenfalls als Aufhänger für billige Scherze. Siehe oben.
(Bild: Udo Stiehl)
[…] angeprangert – und Alternativen aufgezeigt. Ob es ums Verhaften ging, um Trage und Bahre, um gegenüber oder müssen, an Themen herrschte kein Mangel. Wir hätten sogar noch weiter machen können. Je […]
Investigativ sollte natürlich „knallhart“ nachgefragt werden…
Gegenüber ist etwas für die Großen. Bei den kleinen heißt es im Vorspann gern: „Die Schnickenfitticher Nachrichten haben nachgefragt“. Aber wer sonst soll es wohl getan haben, wenn es in den Schnickenfitticher Nachrichten steht.