…es breitet sich eine neue Mode in Nachrichtentexten aus. Das Problem ist das „Problem“. Bahnkunden müssen sich „auf Probleme“ einstellen. Fluggästen wird das gleiche Schicksal prophezeit. Und „Probleme auf den Straßen“ ist auch nicht mehr zu entgehen. Das ist in der Tat ein Problem – und zwar in den Redaktionen.
Als Edmund Stoiber einst vom Problembären sprach, der sich vom Normalbären unterscheide, jedoch zum Schadbären werden könne, gab es noch große Heiterkeit im Publikum. Die Tonaufzeichnungen seiner damaligen Äußerungsversuche sind noch immer legendär. Einige Jahre später hatte die Bundeswehr mit einem angeblich mangelhaften G-36 zu tun, einer Waffe, die unter großer Wärmeeinwirkung unpräzise sei: In den Schlagzeilen war alsbald vom Problemgewehr die Rede. Aus heutiger Sicht waren das „bedauerliche Einzelfälle“.
Inzwischen kommt es wieder in Mode, in allen möglichen Zusammenhängen zu problematisieren. Diese Worthülse für alles und nichts ist so verlockend leicht einsetzbar: unkonkret, kurz, aber vertraut. Und so schön harmlos obendrein. Wer hat denn bitte keine Probleme? Da macht eines mehr oder weniger doch nichts aus.
Es schneit. „Auf dem Straßen gibt’s Probleme.“ (Schauen Sie doch selbst, welche das sind.)
Es stürmt: „Bahnreisende müssen mit Problemen rechnen.“ (Ist das nicht auch bei Flaute so?)
Es ist neblig: „Flugpassagiere sollten sich auf Probleme einstellen.“ (Wo ist mein Gate?!)
Was hindert bloß daran, von glatten Straßen, ausfallenden Zügen und verspäteten Maschinen zu sprechen? Wieso sind Sondierungsgespräche plötzlich „problematisch“ und nicht mehr „schwierig“? Warum werden dem Mobilfunkbetreiber „Probleme“ angedichtet, obwohl schlicht sein Netz ausgefallen ist? Und wo ist das Problem, wenn es einfach aus dem Redaktionswortschatz gestrichen wird?
Die Liste an Beispielen ließe sich um der VG Wort Willen noch lange fortsetzen, aber für jedes „Problem“ in den Nachrichten einen Euro zu kassieren würde ein Vielfaches einbringen.
Woran diese Problem-Flut liegt, lässt sich nur vermuten – ähnlich wie es im Fall des inflationären Gebrauchs von „bei“-Konstruktionen ist: Faulheit oder Bequemlichkeit spielen eine Rolle, Hektik und Zeitdruck mögen weitere Ursachen sein. Wer die Texte lesen oder hören muss, wird dafür wenig Verständnis aufbringen. Muss er auch nicht. Von Redakteuren darf er gepflegte Sprache, konkrete Formulierungen und im besten Fall (Problem-)Lösungen erwarten.
Probleme werden beim Psychologen behandelt.
Lieber Froben, danke für den Hinweis. Das bekomme ich ja selbst nicht so mit, weil ich meist nur die Bearbeitungsoberfläche sehe. Und Dir auch ein exzellentes neues Jahr. Bin nächste Woche wieder in der Nähe! Herzliche Grüße, Udo
Lieber Udo,
ich wünsche Dir ein zauberhaftes neues Jahr!
Wahrscheinlich hast Du das ja selbst gesehen. Die spielen Dir da teilweise ja echt krude Werbung in Dein Blog.
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Herzliche GrüÃe
Froben
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