Auf dem Flughafen von Bangkok ist ein Airbus A330 der Thai Airways verunglückt. Die Bilder vom Unfallort zeigen, dass das Logo der Fluggesellschaft auf dem Rumpf der Maschine übermalt wurde. Unter anderen der Münchener MERKUR berichtet von einer „Nacht- und Nebelaktion“, um den „Imageschaden möglichst gering zu halten“. Doch ist nur die halbe Wahrheit und auch kein Skandal. Denn dass so genannte „Neutralisieren“ von verunglückten Flugzeugen ist übliche Praxis – und dient der Flugsicherheit:
Schon Anfang des Jahres sorgte das Überstreichen und Überkleben einer verunglückten Maschine für Schlagzeilen. Ein ATR-72 der Carpatair blieb nach einer Bruchlandung auf dem Flughafen Rom Fiumicino neben der Landebahn liegen. Sie war im Auftrag und in Bemalung der Alitalia unterwegs. Damals mockierte sich die BILD Online:
Über Nacht umlackiert! So schämt sich Alitalia für eine Bruchlandung
Dabei ist es schon seit langem üblich, nach solchen Unglücken Logo und Farbschema der betroffenen Fuggesellschaft unkenntlich zu machen. Zum Beispiel im Oktober 2011, als eine Maschine der Sky bei der Landung in Antalya ins Schleudern geriet. Das Foto ist hier in einem Artikel von FOCUS Online zu sehen.
Und auch schon 1991, als im Dezember ein Flugzeug der SAS kurz nach dem Start in Stockholm abstürzte. Bilder davon sind hier auf AirDisaster.com veröffentlicht.
Natürlich geht es den Fluggesellschaften auch darum, möglichst wenige Bilder des Wracks mit ihrem Firmennamen in den Medien zu sehen. Aber spätestens, seitdem fast jedes Mobiltelefon eine Kamera hat, ist das ohnehin kaum noch zu verhindern.
Der Hintergrund für das schnelle „Neutralisieren“ der verunglückten Maschinen ist die Sicherheit. Alle Fluggesellschaften bemühen sich, angsterzeugende Inhalte von ihren Passagieren fernzuhalten. Dazu zählen zum Beispiel Katastrophenfilme. Kein Bordkino hat so etwas im Programm. Ähnliches gilt für Nachrichtenangebote an Bord. Hat Zeitung X oder Magazin Y ein Flugzeugunglück, womöglich noch reich bebildert, im Blatt, ist diese Ausgabe nicht im Angebot.
Und diese Regel gilt eben auch für Eindrücke, die vom Fensterplatz aus beim Passieren der Rollbahn entstehen. Erst recht, wenn das Wrack, an dem man gerade vorbeifährt, auch noch dasselbe Logo trägt, wie die eigene Maschine. Panik an Bord ist eine der größten Gefahren in der Luftfahrt. Und deshalb ist das „Neutralisieren“ kein Skandal – auch wenn einige Redaktionen es gerne als solchen darstellen. Es dient schlicht der Sicherheit an Bord.
Sehr nachvollziehbarer Grund für das Überstreichen des Logos. Und die Geschichte zeigt sehr schön, dass nicht jeder Skandal einer ist. Also: Erst informieren, dann skandalisieren.