Mit der Peitsche knallt es. In der Luft. Das ist ein Luftschlag.

Es gibt wirklich angenehmere Themen. Aber Nachrichten bilden nunmal das aktuelle Geschehen ab und das ist momentan von Krieg geprägt. Die USA greifen mit ihrer Luftwaffe in die Kämpfe der Terror-Organisation IS ein. Frankreich unterstützt diesen Einsatz. Die Berichte darüber basieren auf den Angaben der verantwortlichen Länder. Ihre Wortwahl ist bemerkenswert. 

In den Meldungen über den Kampf gegen die Terror-Organisation IS taucht immer wieder eine Formulierung auf: Luftschläge. Für uns in den Redaktionen sollte eigentlich schon anhand des Begriffs klar sein, dass es sich um eine direkte Übersetzung von „air strikes“ handelt. Dafür haben wir im Deutschen auch eine passende Übersetzung: Luftangriffe. Nur ist von Luftangriffen nicht immer die Rede. Stattdessen taucht in der deutschsprachigen Berichterstattung die ziemlich sinnlose Wendung „Luftschläge“ auf. Das ist in der Tat wörtlich übersetzt. Und falsch.

Luftschläge gibt es in in der deutschen Sprache nicht. Es sei denn, wir befassen uns mit der physikalischen Funktion von Peitschen, die in der Luft durch ihre Bewegung einen Knall erzeugen. Dann wird tatsächlich die „Luft geschlagen“. Beim Angriff aus der Luft mit Bomben und Raketen allerdings können wir diese Form der Schläge ausschließen. Das ist und bleibt ein Luftangriff, eine Bombardierung aus der Luft oder ein Angriff mit Raketen durch Flugzeuge.

Gibt es einen Grund, dennoch von Luftschlägen zu sprechen? Aus der Sicht der ausführenden Länder, ja. Natürlich gebietet es aus der Perspektive der beteiligten Nationen, die kriegerische Auseinandersetzung möglichst unspektakulär darzustellen. Da kommt eine wörtliche, aber nicht sinngemäße Übersetzung gerade recht. Wie praktisch, dass „air strikes“ schnell als Luftschläge dargestellt werden können. Das klingt harmlos und passt vorzüglich in die Kriegsrhethorik. Und spätestens hier sollte eine verantwortungsvolle Redaktion eingreifen.

Geschieht das? Eher nicht. Eine kurze Suche in den Agenturen ergibt: dpa, AP, Reuters und AFP verwenden den Begriff Luftschläge. Kein Wunder also, dass sich diese verharmlosende Formulierung so weit verbreitet. Das spielt der Propaganda in die Hände.

 

(Bild: U.S. Air Force photo by Staff Sgt. Vernon Young Jr.)

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Redakteur und Sprecher

Ein Kommentar zu “Mit der Peitsche knallt es. In der Luft. Das ist ein Luftschlag.

  1. Chris Michely sagt:

    Also ich für meinen Teil bin der Meinung, Deutsch ist eine lebendige Sprache. Das bedeutet für mich: sie darf sich ändern und auch neue Begriffe und Metaphern erfinden oder aus anderen Sprachen übersetzt übernehmen. Und was am Wort „Luftschlag“ harmloser klingt als „Luftangriff“ würde ich auch mal gern wissen. Ich gehe davon aus, dass der überwiegende Teil der Leserschaft weiß, dass „Luftschlag“ und „Luftangriff“ Synonyme sind und somit genau dasselbe bedeuten. Ich glaub nicht, dass jemand davon ausgeht, dass bei einem Luftschlag wortwörtlich Luft geschlagen wird. Ihre Begründung mit der „Verharmlosung“ geht also nur auf, wenn man dem Großteil der Leser schlicht Dummheit vorwirft.

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