Der Start hat begonnen

Die Anweisung, Nachrichten sportlicher zu formulieren, muss ich übersehen haben. In den vergangenen Monaten wird in Meldungen „gestartet“ was das Zeug hält:

 Zu meinem persönlichen Leidwesen hob z.B. diese Gesetzes-Rakete ab:

Das verschärfte Rauchverbot in Gaststätten wird in NRW also wohl am 1. Mai starten (WDR Nachrichten)

Ist „in Kraft treten“ so unmodern geworden? Auch Verhandlungen rollen inzwischen zur Abschussrampe:

Die Verhandlungen der Euro-Finanzminister mit dem zyprischen Präsidenten Nicos Anastasiades starten unter schwierigen Bedingungen (sueddeutsche.de)

Arbeitsniederlegungen beginnen nicht mehr, sondern:

Bahn-Mitarbeiter starten bundesweite Warnstreiks (Spiegel Online)

Gerichtsverfahren wurden einst eröffnet, aber nun…

…soll der Prozess (…) am 4. April in Dresden starten. (dapd)

Angebote gelten nicht mehr:

Starten soll das intern lange umstrittene Angebot nun 2014. (dpa)

Die Saison eröffnen? Nein.

Normalerweise starten sie rund um die Feiertage in die Frühlingssaison. (Pirmasenser Zeitung)

Oder Fonds einrichten bzw. auflegen? Auch nicht mehr.

Der Hilfsfonds startet zum 1. Juli (focus.de)

Natürlich sind wir in den Redaktionen oft unter Zeitdruck. Manchmal rutscht auch der „Start“ in den Text, weil wir englischsprachige Quellen auswerten. Sich einen Text laut vorlesen kann da oft Abhilfe schaffen – und das Vier-Augen-Prinzip sollte auch beherzigt werden. 

Übrigens: Wenn etwas gestartet wurde, dann passiert was? Richtig. Es läuft. Die Verhandlungen laufen, die Saison läuft, das Verfahren läuft – und noch vieles mehr bekommt plötzlich Beine. Aber das ist ein anderes Thema. Läuft!

(Bild: Udo Stiehl)

Über udostiehl

Redakteur und Sprecher