Terrorismus in Paris – und eine unerfüllbare Anspruchshaltung

Da ist er nun passiert, der so genannte K-Fall (Krisen-Fall). Während im Fernsehen das Fußballspiel zwischen Frankreich und Deutschland aus Paris übertragen wird, verüben Attentäter Anschläge und nehmen Geiseln in der französischen Hauptstadt. Eine Nachrichtenlage, die alles an Kräften erfordert – und die Erwartungen an die Medien sind unerfüllbar hoch.

Wo bleibt denn die Tagesschau? Warum wird das Spiel nicht abgebrochen? Wieso verbreitet Ihr denn nur Gerüchte?

Das sind plausible Fragen. Und die Antworten sind schlicht: Weil auch Journalisten nicht an sämtlichen Orten sofort anwesend sind, weil Nachrichten erst recherchiert und dann veröffentlicht werden und weil es nichts mit Journalismus zu tun hat, ob ein Fußballspiel vorzeitig abgepfiffen wird.

Ich habe die Entwicklung nicht in der Redaktion, sondern zu Hause verfolgt. Twitter war eine meiner ersten Quellen, auch die Agenturen konnte ich direkt verfolgen und natürlich das, was die Fernsehzuschauer sahen – nämlich ein um Aktualität bemühtes Reporter-Team, das zur Sportberichterstattung nach Paris fuhr und auf dieses Thema spezialisiert ist. Und nun müssen die Kollegen plötzlich über Entwicklungen berichten, die nicht vorhersehbar sind.

Wirklich schockierend waren neben den stetig steigenden Opferzahlen in den Meldungen die Reaktionen, die auf Twitter formuliert wurden. Es entstand eine Erwartungshaltung gegenüber der übertragenden ARD und auch den Medien insgesamt, die schlicht nicht mehr realistisch ist. Mag sein, dass ein Teil der Kritiker grundsätzlich alles schlecht findet, was öffentlich-rechtliche Sender tun, weil er sich als Zwangsgebührenzahler empfindet. Aber so viele absurde Forderungen habe ich noch nie gelesen.

Deshalb versuche ich ohne Schaum vor dem Mund mal zu erläutern, wie so eine Krisenlage aus Sicht einer Redaktion aussieht.

Ja, die Nachrichtenredaktionen sind auch Freitags am späten Abend besetzt, allerdings dem üblichen Meldungsaufkommen entsprechend eher dünn.

Ja, auch die Kollegen vom Sport sind Journalisten, aber sie haben sich – verständlicherweise – nicht zusätzlich auf eine Krisenberichterstattung vorbereitet.

Und ja: Auch die Nachrichtenagenturen stehen nicht permanent an allen Straßenecken von Paris während eines Fußballspiels, um über unvorhersehbare Entwicklungen binnen Sekunden zu berichten.

Dann passiert also der K-Fall und alle geplanten Beiträge, Interviews und Nachberichte sind für den Eimer. Denn das Thema ist plötzlich nicht mehr Fußball, sondern Terrorismus. Und die einzigen Kollegen, die das auf dem Schirm berichten können, stehen im Stadion. Vor der Kulisse von 80.000 Besuchern eines Fußballspiels sollen sie nun das berichten, was ihnen von der Redaktion auf den Ohrknopf gegeben wird. Das tun sie ohne Laufplan, nur auf Zuruf aus der Regie. Es kann nur noch improvisiert werden.

In Hamburg versuchen zur gleichen Zeit die Redakteure von ARD-aktuell und der Tagesschau eine Sendung aufzubauen. Fernsehen braucht Bilder, die Korrespondentin Ellis Fröder sitzt noch im Taxi ins Studio, die ersten Kamerateams versuchen, in der Stadt zu drehen. Und das braucht Zeit. Genauso wie die Recherche bei den Behörden der französischen Hauptstadt, die selbst ihre Informationen erst einmal zusammenbringen müssen.

Und nach dem regulären Abpfiff des Spiels sendet die Tagesschau – nur mit einer Live-Schaltung zur inzwischen eingetroffenen Korrespondentin – eine erste Sonderausgabe. Es folgen weitere Sonderausgaben, zwischenzeitlich berichten die Sportkollegen wieder aus dem Stade de France.

Parallel dazu baut sich eine Erwartungshaltung auf, die von all dem nicht erfüllt werden kann. Deshalb ist es wohl dringend nötig, einige Fragen an das Publikum zu stellen:

Was wollen Sie? Gerüchte, unbestätigtes Geschwätz und nicht verifizierte Bilder aus Internet-Streams? Aus Sicht eines Nachrichtenredakteurs kann ich Ihnen nur sagen: Das bekommen Sie von uns nicht. Stattdessen bemühen wir uns mit Recherche um gesicherte Informationen. Aber das dauert! Und diese Geduld müssen nicht nur wir aushalten, sondern auch Sie.

Für wie omnipräsent halten Sie uns? Wenn es gilt, ein Fußballspiel zu übertragen, sind die entsprechenden Fachredakteure mit ihren technischen Teams im Einsatz. Das ist der Sinn der Sache. Es befinden sich deshalb aber nicht dutzende weitere Reporter in der ganzen Stadt – und auch wenn es plötzlich zu einer neuen Lage kommt, sind die nicht binnen Sekunden am Ort des Geschehens.

Welche Vorstellungen haben Sie von unseren Mitteln? An einem späten Freitag Abend sind alle Redaktionen spärlich besetzt, sind die meisten – auch freiberuflichen – Journalisten im Feierabend. Es gibt Alarmketten, um schnellstens Kollegen zu aktivieren, aber auch das braucht ein wenig Zeit. Und die meisten Journalisten müssen nicht einmal angerufen werden, um ihre Arbeit aufzunehmen. Dennoch passiert das nicht binnen weniger Minuten.

Wir leben in einer rasanten Medienzeit, in der jedes mittelmäßige Mobiltelefon in der Lage ist, Bilder zu streamen und Fotos zu verbreiten. Jeder kann in sozialen Medien irgendwelche Dinge verbreiten ohne Quellenangabe, ohne Verifizierung. Und auf sämtlichen Kanälen können Spekulationen stattfinden, ohne dass es Fakten bedarf. Aber ist das Journalismus? Reicht Ihnen das aus? Ich hoffe nicht. Ohne journalistische Überprüfung, ohne redaktionelle Bearbeitung und ohne intensive Recherche ist das alles nicht mehr als Voyeurismus. Und das kann es doch nun wirklich nicht sein.

Wer verlässliche Berichterstattung wünscht, braucht vor allem eines: Geduld. Und wer die nicht aufbringen möchte, weil er glaubt, Journalisten könnten hexen, zaubern oder sonstige Wunder vollbringen, dem können wir – ganz ehrlich – nicht helfen. Nachrichten funktionieren nur mit Recherche und mit einer gewissen Zeit, die das in Anspruch nimmt. Bitte geben Sie uns doch die Zeit. Wir geben Ihnen dafür gesicherte Informationen. Anders geht es eben nicht.

(Bild: Screenshot Tagesschau.de)

 

Über udostiehl

Redakteur und Sprecher

78 Kommentare zu “Terrorismus in Paris – und eine unerfüllbare Anspruchshaltung

  1. […] die Berichterstattung der ARD aufgeregt. Redakteur und Sprecher Udo Stiehl (u.a. WDR2) erklärt hier logisch und nachvollziehbar warum das Ganze gestern Abend so gelaufen ist. Und ja: via Twitter und […]

  2. […] Nachrichtenkollege Udo Stiehl, der während der Ereignisse nicht im Dienst war, hat sich schon in der Nacht seine Gedanken über „eine unerfüllbare Anspruchshaltung“ gemacht. Er gesteht den Kritikern vor allem auf Twitter zu, dass ihr Wunsch nach Berichterstattung […]

  3. […] Das ist keine Kritik, sondern lediglich eine Feststellung. Immerhin – so hoffe ich – gibt es ja eine funktionierende Redaktion, die – so hoffe ich erneut – dafür Sorge trägt, dass die Materialien vor Veröffentlichung geprüft und ihre Verwendung eingehend abgewogen wurde. Und mit dieser Hoffnung bin ich nicht allein. […]

  4. […] hinter die Ohren schreiben. Außerdem gratuliere ich von Herzen zu Udos größtem Blogerfolg: dem Post über die Berichterstattung anlässlich der Anschläge von […]

  5. […] genannter Entwicklung führt. Genau darüber schreibt ARD-Reporter Udo Stiehl in seinem Blogbeitrag Terrorismus in Paris – und eine unerfüllbare Anspruchshaltung. Er schreibt seinen Beitrag als Reaktion auf viele Kritiken angesichts der Sportberichterstattung […]

  6. […] Fakten müssen von Unsinn getrennt werden, die Anspruchshaltung gerade an öffentlich-rechtliche Sender ist absurd. Sportreporter sollen auf einmal die politische […]

  7. Markus sagt:

    Es ist immer sehr sehr wohlfeil und mehr als nur eine Spur arrogant, Gedankenpolizei zu spielen und anderen Leuten empfehlen (oder gar vorschreiben) zu wollen, wie sie zu reagieren, zu empfinden oder mit anderen mitzutrauern haben. Wer nach Ereignissen solcher Grössenordnung eine Form von Medienkritik üben möchte, der hat auch dann noch jedes Recht der Welt dazu. Auch Lachen im Alltag soll noch erlaubt sein, hab‘ ich gehört.

    Ich gehöre definitiv zu der „slow news“-Fraktion. Ich muss nicht auf allen Kanälen zeitnah binnen Sekunden oder Minuten umfassend informiert werden. Definitiv nicht in diesem Internet-Zeitalter. Schon garnicht mittels Gerüchten, Halbwahrheiten, Spekulationen und Hörensagen. Frühestens Stunden später, nach breiterer und tieferer Recherche, reicht voll und ganz aus. Von Notfallwarnungen die direkt meine persönliche Sicherheit betreffen mal abgesehen gibt es nichts was ich sofort erfahren müsste, von daher geht mir die „Breaking News“-Attitüde vieler Medien sehr gegen den Strich. Ich erwarte Sachlichkeit und Genauigkeit, nicht Geschwindigkeit.

    Nicht alle „Kollegen vom Sport“ sind auch wirklich Journalisten im Wortsinn, und das merkt man so manchem auch an, denn ihr Metier (Sport) erlaubt wenn nicht gar erwartet Emotionen und Emotionalisierungen. Also genau das, was man im Nachrichtenbereich eher garnicht gebrauchen kann. Sport ist Unterhaltungsbranche. Tom Bartels kann Sport moderieren und kommentieren, und das auch emotional (Bartels ist im Fussball der Meister des jammernden „Neiiiin, ja was *macht* er denn da?!?“ als hätte jemand gerade einen Sack mit Kätzchen in den Fluss geworfen), aber Tom Bartels kann nicht Nachrichten. Seinem professionellen Umfeld ist vorzuwerfen, dass ihm während er auf Fussball und Emotion gepolt ist z.B. irgendwelche Zettel mit Totenzahlen zum Verlesen reingereicht werden. Es ist absurd zu glauben dass er das in dem Moment inhaltlich angemessen vermitteln kann. Es ist ebenso absurd zu glauben, Matthias Opdenhövel könne auch nur annähernd vernünftig moderieren während ihm ständig jemand die neuesten Entwicklungen auf’s Ohr quatscht (die er just in dem Moment ebensowenig zu wissen braucht). Natürlich sind beide von dem Ganzen in dem Moment überfordert, das ist zu erwarten. Dass es auch vor der Kamera durchaus noch besser geht hat man an den sehr aufgeräumt und souverän wirkenden Jürgen Bergener und Claus Lufen gesehen, aber die wahren Fehler der ARD sind hinter den Kameras passiert. Da ist so einiges schief gelaufen und falsch oder zu langsam entschieden worden, und ich bin mir ziemlich sicher dass man das dort im Nachhinein auch so sieht. Auch die Bildauswahl (die vermutlich z.T. auch lokal vom französischen Fernsehen kam) war mitunter grenzwertig am Rande des Sensationalismus, denn was der Fussballzuschauer garantiert nicht braucht sind Bilder von Leuten die ihr Handy benutzen und Zeitlupen in Nahaufnahme von zwei, drei Tränen.

    Die übrigen Fussballberichte (soweit fertig) am Stück wegsenden, mit Bauchbinde mit grober Situationsbeschreibung und Ankündigung einer Sondersendung unmittelbar im Anschluss. Damit ist für die Redaktion(en) Zeit gewonnen und dem Informationsanspruch genüge getan. Hilflose und überforderte Sportmoderatoren, die eigentlich immer nur wiederholen und betonen (können), wie schlimm schlimm schlimm doch alles ist, braucht man in dem Moment genau garnicht.

  8. […] Sportkommentatoren hängen lassen würde. Bestimmt war es nicht optimal, aber wie der Journalist Udo Stiehl ausführlich beschreibt, gibt es eben auch kein optimal in einem Krisenfall. Als die […]

  9. […] in Paris und eine unerfüllbare Anspruchshaltung. Linksammlung von BILDblog zu den […]

  10. […] Kritik an Paris-Berichterstattung: Die Sicht von innen  (Hamburger Abendblatt, Deutschlandfunk, Udo Stiehl) 16.-14.11. Terroranschläge in Paris: Wenn die Realität den Journalisten überholt (Meedia, DWDL, […]

  11. Holger Poppendieck sagt:

    Lieber Herr Stiehl, es ist natürlich nicht alles schlecht was ARD/ZDF produzieren und senden, man bleibt aber Zwangszahler. Das wird auch nicht besser wenn diese Abgabe zur Demokratieabgabe aufgewertet wird. Wenn dann noch Werbung Überhand nimmt, ja was unterscheidet ARD/ZDF von RTL und Co ? Ich habe das Spiel gar nicht gesehen, ändert aber nichts daran, entweder sie entscheiden sich für Sport oder brechen die Übertragung einfach ab. Solange sie dann nichts verwertbares für eine Tagesschau haben, senden sie keine. Dieses ganze „Newsticker“-Gehabe, Live ohne ohne jeden Hintergrund“ wird sie letztlich um jede Seorisität bringen.

  12. Emma Eff sagt:

    Super Beitrag, ich will gesicherte Informationen statt vorschneller Spekulationen!

  13. […] gelassen würden. Der Hörfunkjournalist Udo Stiehl, Nachrichtensprecher bei WDR 2, versuchte in einem Blogbeitrag Aufklärung zu betreiben. Er empfand die im Netz formulierten Erwartungen an die Medien als […]

  14. […] Schön abgerundet wird das Angebot übrigens mittlerweile von vielen Journalisten, die nicht nur ihre eigenen Beiträge oder die ihrer Medien via Twitter verbreiten, sondern auch auf andere interessante Quellen hinweisen. Klar, bei Katastrophen kann man vom Fernsehsessel oder der Computercouch zu Hause immer gute Ratschläge geben, wie man etwas hätte besser machen können. Eine gute Replik dazu gibt es hier. […]

  15. […] Klar, wir verfügen über Echtzeit-Berichterstattung und Echtzeit-Berichterstattungs-Berichterstattung. Aber das Verständnis für die Fehleranfälligkeit des publizistischen Blitzkrieges, für die Grenzen des aktuell Machbaren, schwindet ständig. Mehr dazu hier beim Blogger Udo Stiehl. […]

  16. […] Zuschauer und Trainer befragt. Nach dem Spiel geschah die Katastrophe in der Berichterstattung. So recht Udo Stiehl mit seinem Artikel hat, demnach Journalismus Zeit braucht, so wenig hat er die Zeitspanne berücksichtigt, in der in der […]

  17. […] erst einmal aktiviert werden, sich einen Überblick verschaffen, vor Ort sein, etc. pp. Udo Stiehl hat das ganz gut zusammen gefasst (daher gehe ich da nicht weiter drauf […]

  18. suroalex sagt:

    Hat dies auf Alexander Surowiec rebloggt und kommentierte:
    „Wer verlässliche Berichterstattung wünscht, braucht vor allem eines: Geduld.“

  19. […] Terrorismus in Paris – und eine unerfüllbare Anspruchshaltung: […]

  20. Helga Wagner sagt:

    War eure Sensationsgier nicht schnell genug erfüllt? Was bringt es den Toten in Paris, wenn ihr möglichst live und geifernd in der Glotze dieses Drama verfolgen könnt? Wiederlich! Wir finden, dass sich die Sicherheitsbeamten (vor allem der Kontrolleur, der den Terrorist mit Sprenggürtel entdeckte) die Reporter und nicht zuletzt die Passanten und Fußballzuschauer äußerst diszipliniert verhielten. Deshalb enthalten wir uns auch diesen rührseligen Outings in den Netzen. Die meisten der (meist weiblichen!) poster sind doch längst zum Katzenvideo übergegangen.

  21. […] hoch… so viele absurde Forderungen habe ich noch nie gelesen“, schreibt Stiehl leicht zornig im Tagesschau-Blog: „Terrorismus in Paris – und eine unerfüllbare Anspruchshaltung“. Stiehl ist – erstaunlich – erstaunt, ja verwirrt über die heftigen Reaktionen in Twitter und […]

  22. Den Sportreportern ist kein Vorwurf zu machen – ARD-aktuell aber definitiv.
    http://www.rtiesler.de/index.php/2015/11/15/tagesschau-terror-in-paris/

  23. […] anders als die vielen vermeintlichen Mäkler bei Facebook, Twitter und Co., sieht das Udo Stiehl. Der Redakteur, Sprecher und Blogger stellte in einem Post noch in der Nacht zum Samstag klar, dass […]

  24. […] geschätzte Kollege Udo Stiehl, Journalist und Nachrichtenspezialist, hat in einem langen Blogpost geschrieben, warum er die Anspruchshaltung, die ihm gestern auf Twitter und Co. entgegenschallte, […]

  25. Drachenkater sagt:

    Ich habe es gestern nicht gesehen, und auch i-wie nicht mitbekommen was in Paris geschehen ist, kann das was gestern an Berichterstattung geschehen ist also nur im nachhinein beurteilen…
    Aber vielleicht wäre es eine Lösung gewesen das man dem Zuschauer mitgeteilt hätte das man gerade Informationen sichtet, beurteilt und eine entsprechende Sendung vorbereitet…

  26. Jay sagt:

    Eine ziemlich lahme Erklärung für ein fürchtbares Versagen. Bei einem solchen Ereignis müßten alle Redakteure von ARD-aktuell eigentlich unaufgefordert in die Redaktion kommen. Live-Bilder – und unzählige Fakten – waren sofort verfügbar, wie ein schneller Blick in die Nachrichtensender der Welt zeigten. Die ARD hat sofortigen Zugriff auf Reuters und Euro (und muss nicht auf eigene Kamerateams warten, wie lächerlich ist das?). Man holt Experten ins Studio, telefoniert Freunde, Bekannte und Kollegen zusammen, fragt bei France 24.
    Eine elende Erkärung !!

  27. […] die Berichterstattung der ARD aufgeregt. Redakteur und Sprecher Udo Stiehl (u.a. WDR2) erklärt hier logisch und nachvollziehbar warum das Ganze gestern Abend so gelaufen ist. Und ja: via Twitter und […]

  28. Ilsa sagt:

    Sebstverständlich kann ich Ihnen nicht sagen, wie sie das so schnell auf die Beine hätten stellen können. Ich bin ja nur Zuschauer und kenne die Abläufe nicht. Aber was ich weiß, ist dass es BBC News, Sky News und CNN sehr schnell geschafft haben, umfassend zu informieren, nicht zu reden von BMFTV, die natürlich am nächsten dran waren.Und BBC News kann man wahrhaftig nicht vorwerfen, sorglos mit Nachrichten umzugehen. Wieder mal war man als Deutscher auf ausländische Quellen angewiesen. Und ich glaube nicht, dass die Medien in Deutschland gleichgeschaltet sind und falsche Nachrichten verbreiten. Sie haben das nur einfach nicht gut gemacht (aber immerhin besser als N 24, wenn das ein Trost sein sollte).

  29. Ronald Weckesser sagt:

    Sehr schöner Text. Behalten Sie ja Die Nerven! Ich glaube die große Mehrheit will auch in Krisenfällen vor allem gut und seriös informiert werden. Qualität geht vor Schnelligkeit. Spekulationen bekommen wir sowieso schon genug über Facebook und Co.

  30. Infernal sagt:

    Eben gelesen. Danke für die, ich nenne es mal Situationsbeschreibung.

    Besser hätte man den Ablauf und die Eindrücke, die sich exakt so auch mir (auch alles auf Twitter mitverfolgt) dargestellt haben nicht beschreiben und kommentieren können.

    Eben solche (Twitter-) Protagonisten der Ereignisse, man möchte sie ‚Generation Same Day Delivery‘ nennen, haben viel Sinn, Verstand und Fingerspitzengefühl in die virtuelle Welt abgegeben.

    Alles was man Twittern, Bloggen oder Posten kann, muss auch ähnlich schnell geleistet werden.

    Wie so treffend geschrieben, eine völlig überzogene Erwartungshaltung.

    Danke für den sehr guten Beitrag.

  31. Mathias sagt:

    Wird der K-Fall eigentlich auch mal geübt? Ich meine nicht in hübschen abstrakten „was-wäre-wenn“ Sitzungen im großen Konferenzraum bei Kaffee, Kuchen und iPad, sondern ganz pragmatisch mit Kollegen im Studio? Also in etwa so, wie das die Feuerwehr und all die helfenden Hände des Katastrophenschutzes das regelmäßig in Trainings machen? Oder glaubt man mit dem „Havariekurs“ den man noch beim Volontariat vor zehn Jahren machte, auskommen zu können? Es fällt mir echt schwer die heutige Journalistenriege – gerade die bei den ÖR – beruflich ernst zu nehmen, wenn ich sie mit den alten Hasen, wie Friedrichs, Ruge, Lojewski, Scholl-Latour und Wickert vergleiche. Und warum soll ich die Kollegen vom Sport dabei herausnehmen? Wären Valerien, Kürten & Co. ebenfalls so überfordert gewesen? Einer, der wenigen, der in diese Reihe gepasst hat, ist für mich Theo Koll. Er hat sich nicht hinreißen lassen unbestätigte Meldungen unkommentiert herauszublasen, sondern wies immer wieder ruhig darauf hin.

  32. René Schmidt sagt:

    Terror ist schlimm….wie darauf regieren…schwer zu sagen

    wichtig war es gestern Ruhe zu bewahren….das ist den Franzosen gelungen ….TOP

    was nervt: die NONSTOP „Berichterstattung“ in den Medien…das muss nicht sein und es wird unendlich mit Mutmassungen gearbeitet und mit Scheindebatten …das ist kein Journalismus

    Zurückhaltung und die richtig Dosis…aber jetzt wird 24 Stunden nur noch blabla gemacht…..Politiker können sich profilieren und die Opfer sind schon in wenigen Tagen vergessen…

    Lippenbekenntnisse kommen jetzt von denen (Merkel und Co) die auch selbst die Verantwortung dafür tragen mit offenen Grenzen und destabilisieren von gewählten Regierungen und Waffenverkäufen (siehe die kriminellen deutschen Panzerverkäufen und Sturmgewehren)

    das Volk muss es ausbaden und unschuldiges Blut fliesst ….

    Politiker sitzen in ihren Festungen und gepanzerten Fahrzeugen

  33. Ben sagt:

    Ich gehöre ebenfalls zu denjenigen, die sich über unangemessene Berichterstattung auf Twitter geäußert haben. Aber eventuell anders als es hier beschrieben wird und möchte dies nicht vermengt wissen.

    Was wollen Sie?

    Ich möchte, daß die Medien, allen voran die ARD, ihre Multiplikatorwirkung bei der Verbreitung von Angst und Schrecken an sich selbst besser wahrnehmen. Und sich weniger von den Tätern instrumentalisieren lassen.

    In den frühsten Beiträgen wurde vor Großaufnahmen von weinenden Kindern die Verzweiflung konsternierter, aber eben nicht verzweifelter Menschen herbeigeredet, die Phrase von der Massenpanik beschworen, obwohl es augenscheinlich keine war, und ein Gesamtbild von europäischer Hilf- und Wehrlosigkeit ausgesendet, das so überhaupt nicht zutrifft.

    Uns wäre mit einem sachlichen Wortbeitrag wesentlich besser gedient, sowohl zur wirklichen Information unser selbst als auch in der Vorarbeit, welche hier für spätere Rekrutierungsvideos in Täterkreisen erbracht wird.

    Bitte bei den Fakten bleiben. Erst recht, wenn man zum frühen Zeitpunkt noch keine hat.

  34. Peter Schwarz sagt:

    Ein schönes Erklärstück. Warum so defensiv.? Vor dem Hintergrund, wie sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk entwickelt und gerade seine Störken abbaut, sollte dieses Ereignis Anlas sein, die strategische Entwicklung und den Abbau journalistischer Kompetenz zu überdenken. Dann wäre dies ein guter Anfang.

  35. thivai sagt:

    Ich fand die Berichterstattung und die Entscheidung abzuwarten und Informationen zu sammeln angemessen und den Umgang mit der Situation war einfühlsam und besonnen. Das Wichtigste in so einer Lage ist es nicht, die Sensationsgier der Zuschauer zu befriedigen, sondern Ruhe zu bewahren und vor allem: Keine Informationen in Echtzeit zu senden, die den Attentätern noch irgendwie nützen könnten!
    Ich musste da kurz dran denken, als über das Vorgehen wie und wo die Spieler aus dem Stadion gebracht werden sinniert wurde, das hätte man sich vielleicht aus Sicherheitsgründen sparen können, allerdings waren die Informationen auch nicht so genau, man war vermutlich sicher, die Sicherheit gewährleisten zu können.

  36. Dirk Eichstädt sagt:

    Die Kritik geht nicht an die Sportreporter. Die haben im Rahmen ihrer Möglichkeiten bestens reagiert, wurden aber von der Zentrale im Stich gelassen. Zwischendurch klang es schon wie ein Hilferuf von Tom Barthels, doch endlich die Übertragung zu beenden.
    Und am Ende des Spiels, wohlgemerkt eine Stunde nach dem Anschlag, keine direkte Abgabe. Bilder aus dem Stadion, Opdenhövel und Scholl sprachlos, weil sie das gesehene nicht einordnen können und dann auch noch Slomos, als die Menschen in den Innenraum gelassen werden. Eine weinende ältere Dame und ein panisches Kind in Zeitlupe…
    Als dann endlich die Tagesschau kam, war die gefühlt 1 Minute. Zack, zurück zum Spiel und wieder Opdenhövel und Scholl, die nicht wissen, was sie tun sollen.
    Zu dem Zeitpunkt waren CNN und Al Dschasira, NTV, N24 und Co. schon seit mehr als einer Stunde On Air. Befragten Polizei, Augenzeugen, Experten und gaben einen Überblick, was passiert ist.
    Später dann die PK von Obama. War die ARD oder das ZDF drauf? Nein. PK von Hollande. ARD und ZDF? Nichts zu sehen.

    Habe dann immer mal wieder von CNN zur ARD gezapped. Und was sehe ich? Fußball-Zusammenschnitte und Typen an einem Stehtisch in einem roten Studio.

    Sorry, aber die Kritik muss sich die ARD jetzt gefallen lassen. Sie haben ihre Moderatoren auflaufen lassen und eine unendliche lange Reaktionszeit gehabt. Da waren ihnen alle Sender, selbst die mit den schmalsten Budgets, um Längen voraus. Und diese müssen sich meist auch noch selbst finanzieren…

  37. Insider sagt:

    Die Entscheidung weiter über das Sportgeschehen zu berichten hat wohl sehr vielen Menschen das Leben gerettet.
    Was wäre passiert, wenn die Journalisten plötzlich über die Anschläge berichtet hätte?
    Panik. Die 80 000 Menschen im Stadion wären wohl aus dem Station gestürmt, hätten sich tot getreten, wären vielleicht direkt in die Arme/Explosionen von neuen Attentätern gerannt, wären den Sicherheitsleuten im Weg gestanden und wären vielleicht sogar ins Kreuzfeuer geraten…
    Dann hätten wir tausende Tote.

    In so einer Situation, nennt man Ausnahmezustand, wird alles getan,um keine Panik zu erzeugen und um die Ruhe zu bewahren, besonders im Brennpunkt des Geschehen.
    Das Station war „under attack“ wie die Amerikaner so schön sagen. Die Sicherheitsleute haben schnell gemerkt, die Menschen im Inneren des Stations sind sicherer als draußen. Dann kam noch sicher der Geheimdienst und der Sicherheitsdienst, der die Politiker aus dem Station rausholten mussten. Die wahrscheinlich gesagt haben, bis die Politiker raus sind, bleibt alles so wie es ist, denn sonst sind überall die Gänge und vielleicht die geheimen Notausgänge versperrt und das behindert nicht nur die Arbeit der Sicherheitsleute, sondern macht es fast unmöglich.

    Kurz gesagt, sehr viele Menschenleben wurden gerettet und dafür muss man dankbar sein.

    Terroranschläge dieser Art sind chaotisch und voreilige Berichterstattung oder Fehlinformationen (auch in der Presse) verschlimmern immer alles. Es geht nicht darum wer zuerst zum Höhepunkt kommt, sondern ums nackte Überleben und um den Erhalt der Ordnung in einer Ausnahmesituation.
    Das wird sicher später ein Experte mit militärischen Hintergrund besser erklären können und auch erklären, wie man sich in so einer Situation am besten verhält. Denn so etwas kann jederzeit wieder passieren und kein Zivilist ist auf so etwas vorbereitet.

  38. Gerd Benn sagt:

    Tatsache ist: Wer gestern abend _schnell_ informiert sein wollte, brauchte dazu Twitter, die BBC, AlJazeera, TV5, CNN oder viele andere. Die ARD? Zeigte einen „Sportclub“. Das ist eine redaktionelle entshceidung, die nicht nachvollziehbar ist. Warum all diese anderen Sender technisch in der Lage waren, Livebilder und erste Vor-Ort-Reportagen mit Kollegen zu zeigen, die ARD aber nicht, muss in Lokstedt diskutiert werden. Vielleicht kann man das optimieren.
    Tom Bartels hat, gemessen an der Situation, sehr gut reagiert. Die Moderatorin der Tagesschau, die alles ernstes (und vielleicht einfach überfordert) mit einem verkniffenen Grinsen (!) einen „Schönen Abend“ wünschte, nicht. Aber die wurde zum Glück für sie und uns alle ja schnell ausgetauscht.

  39. Telecastro sagt:

    Dass eine seriöse Berichterstattung in einer solchen unvorhersehbaren Situation ihre Zeit braucht, ist eine Selbstverständlichkeit, die jeder mündige Medienkonsument einsehen muss. Was mich allerdings gestern Abend einigermaßen erschrocken hat, war der Grad an Unfähigkeit und Überforderung, den die Herren Opdenhövel und Bartels offenbarten. Bei allen Verständnis für die schwierige Situation: Hilfloses Geplapper war das. Und ein eklatanter Mangel an Einfühlungsvermögen. Das wirft ein sehr schlechtes Licht auf die journalistische Qualifikation dieser Nachwuchsreporter. Männer wie Dieter Kürten und Marcel Reif hätten das weiß Gott souveräner gemacht.

  40. Ist das wirklich Ihr Ernst, sich nach dieser Katastrophe mit Förmchen zu bewerfen, ob einer „unangemessenen, zu langsamen, zu hektischen, oder-was-weiß-ich-Berichterstattung?“ Ist es wirklich das, was Sie jetzt beschäftigt? Dann fehlen mir dazu, ganz ehrlich, die Worte. Menschen, die in so schlimmen Katastrophen noch auf Fehlersuche bei denen gehen, die ihre Arbeit verrichten, bei der eine Bewertung und/oder „Ver“urteilung absolut deplatziert ist, haben anscheinend die Prioritäten nicht erkannt. Ich schäme mich gerade fremd und hoffe, dass der Herzensverstand wieder einsetzt. Für Journalismus I und II bleibt noch genug Zeit, wenn wir uns auf das besinnen, was auf dieser Welt zählt: Das Miteinander. Und nicht, das größere Förmchen zu haben … Traurig, was ich oben teilweise gelesen habe … Gegenseitiges Niedermachen von Menschen, die doch voneinander profitieren und sich gegenseitig unterstützen könnten. Nein, lieber pflegt man deutsche Besserwisserei … beschämend!

  41. Zu den Kommentaren unter dem Post, ich bin etwas irritiert und richte das an die Kommentatoren unter dem Post des Journalisten: Ist das wirklich Ihr Ernst, sich nach dieser Katastrophe mit Förmchen zu bewerfen, ob einer „unangemessenen, zu langsamen, zu hektischen, oder-was-weiß-ich-Berichterstattung?“ Ist es wirklich das, was Sie jetzt beschäftigt? Dann fehlen mir dazu, ganz ehrlich, die Worte. Menschen, die in so schlimmen Katastrophen noch auf Fehlersuche bei denen gehen, die ihre Arbeit verrichten, bei der eine Bewertung und/oder „Ver“urteilung absolut deplatziert ist, haben anscheinend die Prioritäten nicht erkannt. Ich schäme mich gerade fremd und hoffe, dass der Herzensverstand wieder einsetzt. Für Journalismus I und II bleibt noch genug Zeit, wenn wir uns auf das besinnen, was auf dieser Welt zählt: Das Miteinander. Und nicht, das größere Förmchen zu haben … Traurig, was ich oben teilweise gelesen habe … Gegenseitiges Niedermachen von Menschen, die doch voneinander profitieren und sich gegenseitig unterstützen könnten. Nein, lieber pflegt man deutsche Besserwisserei … beschämend!

  42. Simone sagt:

    Ist es wirklich die Erwartungshaltung der Menschen oder ist es nicht vielmehr ein Wettbewerb zwischen den Nachrichtensendern um Marktanteile? Mir ging es so, dass ich zwischen 22:00 und 7:00 Uhr offline war (ich dachte, wir finden eingeschränkten Medienkonsum in Zeiten grassierender online-Sucht gut?) und die Nachricht, DASS es Terroranschläge gab, schon längst gar keine mehr war, als ich morgens das Handy wieder angemacht habe. Europa im Krieg, aber warum war erstmal schwierig herauszufinden,
    es ging schon nur noch um Kommentierung und Reaktionen.
    Da kann doch wohl was nicht richtig sein??

  43. silberschopf sagt:

    Sie fragen danach was ich mir wünsche in solchen Situationen… eine Sachlichkeit der Berichterstattung, die in einer präzisen Sprache erfolgt. Jemand der es wissen muss erklärte mir einnal von welcher Bedeutung Sprache im arabischen Raum ist. …Verantwortungsvoll in dem Zusammenhang finde ich…dass man alles unterlässt was die Terroristen als Erfolg sehen könnten. Warum benennt man diese Verbrecher als IS..? Weil die sich zu so etwas erklären? Dass wir ins Herz getroffen sind ist so… zu bedenken ist aber bei der Art und Weise das zu kommunizieren, wie das bei diesen Verbrechern wirkt.. ich fürchte, sie sehen sich angesichts mancher Berichte bestätigt.. jedem Journalisten, der um Wahrheit und Klarheit in Verantwortung für die Auswirkung der Berichterstattung bemüht ist bin ich dankbar und die jenigen haben Respekt verdient!

  44. Thomas Knaus sagt:

    Es gibt weitaus wichtigeres zu Diskutieren, als über Empfindlichkeiten von Medienmachern und deren Publikum. Gegenseitiges Verständnis, Demut und vielleicht auch einmal Stille über die Unfassbarkeit der Vorgänge stehen für mich im Vordergrund.

  45. […] nannten, wo sie in der Nacht unterkommen könnten. Zur Rolle der Medien verweise ich mal auf Udo Stiehl – vielen Dank an Marc, durch dessen Tweet ich den Artikel gefunden […]

  46. Wer gestern Abend souveräne Berichterstattung sehen wollte, konnte das auf Phoenix erleben, wo ein fast schon beängstigend aufgeräumter Thomas Bade das Informationschaos im Studio mit angemessener Dringlichkeit und trotzdem mit Ruhe bändigte, und die Kollegen hinter den Kulissen die einlaufenden Bilder und Einschätzungen der Korrespondenten von ARD und ZDF in ihren Kernaussagen zusammen schnitten, so dass man einigermaßen schnell einen Überblick über die wirre Lage bekam.
    Und anstatt alle zwei Minuten immer wieder zu wiederholen, dass man noch nichts genaues wisse, machte Bade das einzig richtige und journalistisch ehrliche, indem er den Zuschauern sagte: „Wir wollen und werden Sie weiter über die Vorgänge in Paris informieren, sobald wir neue Informationen haben. Bis dahin machen wir weiter mit dem Thema, das eigentlich heute groß auf der Agenda stand, die Flüchtlingskrise.“ Zwei, drei Beiträge und Gespräche dazu, dann wieder zurück zum aktuellen Geschehen mit neuen Fakten und Bildern. Genau das ist angemessen, öffentlich-rechtlicher Rundfunk at its best. Ein wohltuender Gegensatz zu dem aufgeregten Geflattere bei n-tv, n24, ARD und ZDF (kein Vorwurf an die Kollegen vom Sport).
    Ich habe mal irgendwo gelernt, Journalismus sei es, den Leuten das zu berichten, was neu ist, und zwar genau dann, wenn es etwas Neues gibt, nicht früher, nicht später. Und dann Informationen, die gegenrecherchiert sind, so gut es unter den gegebenen Umständen geht, nicht irgendwelches Geraune 10 Minuten nach der Tat über Attentäter, Hintergründe, oder beispielsweise Absturzursachen, wie es von der Netzgemeinde beim Germanwings-Desaster zu recht kritisiert worden ist. Das aber braucht Zeit: Zeit zur Recherche, und Zeit, abzuwarten, bis es tatsächlich etwas Neues gibt (zum Beispiel die Auswertung des Flugschreibers durch Fachleute). Letzteres auszuhalten ist besonders schwer, für ungeduldige Journalisten ebenso wie für das noch ungeduldigere Publikum, und wird dann gern durch Spekulation überbrückt, die den Informationswert Null hat, aber geschäftig tut. Motto: Hauptsache irgendwas raushauen. Ein gängiges Verfahren, das offenbar dem Wunsch des Publikums nachkommt.
    Die atemlose Forderung nach ‚Sofort‘ hat die Maßgabe ‚Neu‘ ersetzt – nur um sich dann genau darüber beschweren zu können: Die gleichen Online-Erregungszirkel, die sich jetzt über die angeblich so schleppende Berichterstattung mokieren, würden auf die Barrikaden gehen, hätten Moderatoren, Korrespondenten und die unvermeidlichen Experten von der ersten Explosions-Meldung an von IS und Terrorismus schwadroniert und den Untergang des Abendlandes beschworen, ohne irgendwas genauer zu wissen.
    Mir persönlich stand der ZDF-Terrorismus-Experte sogar deutlich zu früh im Studio und versuchte sich in Deutungsmustern, zu einem Zeitpunkt, in der noch so gut wie keine Details über die Schießereien, Geiselnahmen und Bombenanschläge bekannt war. Zu diesem Zeitpunkt war keineswegs klar, dass all diese Ereignisse miteinander in Zusammenhang stehen.
    Wenn überhaupt irgendwas, passierte da gestern Abend nicht zu wenig und zu langsame, sondern zu viel und zu aufgeregte Berichterstattung. Meine Schlussfolgerung: Runterfahren, Informationen sammeln, versuchen, sie so gut es geht zu verifizieren und dann senden. Und zwar in der Reihenfolge. Wer Spekulation, Geraune und Geschwätz braucht, ist bei den sogenannten sozialen Netzwerken besser aufgehoben.
    Nur hat das mit Journalismus nichts zu tun.

  47. Gonzo sagt:

    Bartels und Co haben das doch gut gelöst. Ich sehe, wenn, dann gewisse Schwächen in der Tagesschau, die alle paar minuten die selben Inhalte gebracht hat und immer wieder von „einem heavy metal konzert“ gesprochen hat, anstatt mit ein mal google klicken rauszufinden, dass an eben jener Adresse die „Eagles of Death Metal“ spielten, was manchen einem betroffenen helfen hätte können. Aber insgesamt hat das für das ausmaß der Anschläge schon gepasst.

  48. DL2MCD sagt:

    @henri: „Ja, Livebilder die uns vielleicht nie mehr aus dem Kopf gehen, könnten wir echt langsam mal gebrauchen. “
    Die liefert der IS ja sicher bald auf Youtube 😦
    Dafür brauchen wir die ARD nicht.
    Wären die Reporter live vor Ort gewesen, so wären sie jetzt tot.
    Diese Gier nach brandaktuellen Terrornachrichten und Bildern von der Bombenstimmung ist ja gerade, was den Terrorismus nährt.

  49. Wer gestern Abend souveräne Berichterstattung sehen wollte, konnte das auf Phoenix erleben, wo ein fast schon beängstigend aufgeräumter Thomas Bade das Informationschaos im Studio mit angemessener Dringlichkeit und trotzdem mit Ruhe bändigte, und die Kollegen hinter den Kulissen die einlaufenden Bilder und Einschätzungen der Korrespondenten von ARD und ZDF in ihren Kernaussagen zusammen schnitten, so dass man einigermaßen schnell einen Überblick über die wirre Lage bekam.
    Und anstatt alle zwei Minuten immer wieder zu wiederholen, dass man noch nichts genaues wisse, machte Bade das einzig richtige und journalistisch ehrliche, indem er den Zuschauern sagte: „Wir wollen und werden Sie weiter über die Vorgänge in Paris informieren, sobald wir neue Informationen haben. Bis dahin machen wir weiter mit dem Thema, das eigenltich heute groß auf der Agenda stand, die Flüchtlingskrise.“ Zwei, drei Beiträge und Gespräche dazu, dann wieder zurück zum aktuellen Geschehen mit neuen Fakten und Bildern. Genau das ist angemessen, öffentlich-rechtlicher Rundfunk at its best. Ein wohltuender Gegensatz zu dem aufgeregten Geflattere bei n-tv, n24, ARD und ZDF (kein Vorwurf an die Kollegen vom Sport).
    Ich habe mal irgendwo gelernt, Journalismus sei es, den Leuten das zu berichten, was neu ist, und zwar genau dann, wenn es etwas Neues gibt, nicht früher, nicht später. Und dann Informationen, die gegenrecherchiert sind, so gut es unter den gegebenen Umständen geht, nicht irgendwelches Geraune 10 Minuten nach der Tat über Attentäter, Hintergründe, oder beispielsweise Absturzursachen, wie es von der Netzgemeinde beim Germanwings-Desaster zu recht kritisiert worden ist. Das aber braucht Zeit: Zeit zur Recherche, und Zeit, abzuwarten, bis es tatsächlich etwas Neues gibt (zum Beispiel die Auswertung des Flugschreibers durch Fachleute). Letzteres auszuhalten ist besonders schwer, für ungeduldige Journalisten ebenso wie für das noch ungeduldigere Publikum, und wird dann gern durch Spekulation überbrückt, die den Informationswert Null hat, aber geschäftig tut. Motto: Hauptsache irgendwas raushauen. Ein gängiges Verfahren, das offenbar dem Wunsch des Publikums nachkommt.
    Die atemlose Forderung nach ‚Sofort‘ hat die Maßgabe ‚Neu‘ ersetzt – nur um sich dann genau darüber beschweren zu können: Die gleichen Online-Erregungszirkel, die sich jetzt über die angeblich so schleppende Berichterstattung mokieren, würden auf die Barrikaden gehen, hätten Moderatoren, Korrespondenten und die unvermeidlichen Experten von der ersten Explosions-Meldung an von IS und Terrorismus schwadroniert und den Untergang des Abendlandes beschworen, ohne irgendwas genauer zu wissen.
    Mir persönlich stand der ZDF-Terrorismus-Experte sogar deutlich zu früh im Studio und versuchte sich in Deutungsmustern, zu einem Zeitpunkt, in der noch so gut wie keine Details über die Schießereien, Geiselnahmen und Bombenanschläge bekannt war. Zu diesem Zeitpunkt war keineswegs klar, dass all diese Ereignisse miteinander in Zusammenhang stehen.
    Wenn überhaupt irgendwas, passierte da gestern Abend nicht zu wenig und zu langsame, sondern zu viel und zu aufgeregte Berichterstattung. Meine Schlussfolgerung: Runterfahren, Informationen sammeln, versuchen, sie so gut es geht zu verifizieren und dann senden. Und zwar in der Reihenfolge. Wer Spekulation, Geraune und Geschwätz braucht, ist bei den sogenannten sozialen Netzwerken besser aufgehoben. Nur hat das mit Journalismus nichts zu tun.

  50. […] schnell genug mit Sondersendungen on Air gegangen (obwohl es noch kaum etwas zu berichten gab: siehe hier!). Für die anderen sind die Meldungen in den Sondersendungen nur Voyeurismus und journalistisch […]

  51. Stefan sagt:

    Soweit einverstanden.
    Und wie erklären Sie dann die einseitige und teilweise von Propaganda geprägte Berichterstattung zu der Einwanderungswelle der letzten Monate? Sie steuern uns doch ganz bewusst in die von Ihnen gewünschte Richtung.

  52. Radieschen sagt:

    Die Sportreporter haben ihre Sache gut gemacht angesichts schwierigster Umstände – kein Vorwurf, Respekt.

    Die ARD als Solches hat jedoch komplett versagt. Jeder Sender, der etwas auf sich hält, hat es hinbekommen, binnen Minuten wie auch immer eine Livesendung auf die Beine zu stellen. Die waren alle holprig, hektisch, chaotisch – geschenkt, normal. Aber sie haben es geschafft, die französischen Sender natürlich, BBC, CNN, n-tv, N24, teilweise mit live übersetzten Bilder anderer Sender. Auch das ‚heute journal‘ im ZDF hat gut reagiert.

    Die ARD dagegen – absolutes Totalversagen. Nicht hinnehmbar. Und dann auch noch diese beleidigte Publikumsbeschimpfung hier. Peinlich, lächerlich, ein Armutszeugnis für den Journalismus!

  53. heidelbear sagt:

    Mein erstes Mitgefühlt gilt den Opfern und ihren Hinterbliebenen.
    Aber natürlich habe ich auch Mitgefühl mit überforderten Reportern und Redaktionen. Niemand will das erleben.
    Und ich verstehe auch die Menschen, die alles, was zum Unsagbaren gesagt wird, schrecklich finden und gleichzeitig mehr hören wollen, und ihr Entsetzen über die Tat als solches in Medienschelte umwandeln.
    Sicher wird es in der ARD und im ZDF noch interne Manöverkritik geben, ob man in dieser Krise an allen Punkten intuitiv richtig gehandelt hat, oder unter dem Eindruck des Grauens auch Fehler gemacht hat.
    Hier jedenfalls einfach meinen Dank dafür, dass Sie alle als Menschen das Unmögliche probiert haben, und meine besten Wünsche für Ihre Arbeit die dieser Tage auch von viel Stress, einem hohen Maß an Verantwortung und entsetzlichen Bildern und Nachrichten geprägt sein wird.
    Heidelbaer

  54. Wir Journalisten sind … auch nur Menschen und unsere Redaktionen sind auch nur Organisationen. Kann sein, dass ein wenig mehr ernsthafte Demut hilft, die Häme aufzufangen. Oder sich anschauen, wie anderr – weniger gehetzte und ego-gesteuerte -Organisationen mit der Situation umgehen. Wikipedia-Live-Seite zu den Anschlägen z.B.https://en.m.wikipedia.org/wiki/November_2015_Paris_attacks Reddit Live thread. https://www.reddit.com/live/vwwmdb26t78v

  55. Holger Rudolph sagt:

    Ich habe die Ereignisse gestern auch auf Twitter verfolgt und mich sehr gewundert über das, was da teilweise gefordert wurde. Und ich finde, dass Bartels, Opdenhövel und die anderen diese Situation sehr gut gemeistert haben. Übrigens war ich da nicht alleine, auch auf Twitter haben längst nicht alle auf die Moderatoren geschimpft – den Eindruck erhält man fast, wenn man den Beitrag liest. Es ist verständlich, dass man eher die negative Kritik wahrnimmt, wenn man selbst kritisiert wird, aber es gab nun mal auch – neben den z. T. absurden Vorwürfen und Forderungen – Verständnis und Lob, sogar auf Twitter.

    Es gibt eben nicht „das Publikum“. Ich war gestern auch Teil des Publikums und fand die Berichterstattung der ARD unter den Gegebenheiten als gut. Von den Fragen, die oben an „das Publikum“ gestellt werden, fühle ich mich ein bisschen in eine falsche Ecke gedrängt.

    Im übrigen fand ich sehr wohl die Ereignisse an sich, die ständig steigenden Opferzahlen und das Leid wirklich schockierend, um ein Vielfaches schockierender als die Twitter-Reaktionen auf die Berichterstattung.

    Viele Grüße,
    Holger Rudolph

  56. Kirsten sagt:

    Wenn etwas Unvorhergesehenes dieses Ausmaßes passiert, kann nicht alles hundertprozentig und sofort funktionieren und auf Abruf da sein. Die Berichterstatter und Sportmoderatoren haben ihre Sache gut gemacht. Einzig die Berichte zu anderen Themen während des Heute-Journals im ZDF fand ich unpassend.

  57. Betty P. sagt:

    Ich war gestern keiner der Motzer in den sozialen Netzwerken.
    Aber auch ich habe mich geärgert und das auch heute schon geäußert.
    Ich fand und finde es völlig unangebracht, dass Opdenhövel und Scholl immer und immer wieder vor die Kamera gebracht wurden. Beide rangen sichtlich um Fassung, es ging ihnen sichtlich schlecht.
    Und statt dann die (logischwerweise noch vorhandenen) Informationslücken mit unpassenden Sportmeldungen zu überspielen, hätte man besser ein Standbild mit Texteinblendung oder ähnliches gezeigt.
    So aber wurden um ihre eigene Sicherheit bangende Sportreporter vorgeführt und erst zur Zielscheibe überzogener Erwartungen gemacht.
    Mitmenschlich war das nicht. Und das in einer Nacht, die nach Humanität schreit.
    Sie haben nicht nur einen Bildungs- und Versorgungsauftrag sondern auch eine Personalverantwortung!

  58. Bernd Zimmermann sagt:

    Beim Konflikt mit Russland braucht ihr auch keine verifizierten Bilder. Da habt ihr jeden Blödsinn gesendet, der in das zu verbreitende Weltbild passte. Ihr werdet immer armseliger. Und dann gegen das Publikum wettern, von dessen Gebühren ihr lebt.

  59. wickrr sagt:

    „Aber ist das Journalismus? Reicht Ihnen das aus? Ich hoffe nicht. Ohne journalistische Überprüfung, ohne redaktionelle Bearbeitung und ohne intensive Recherche ist das alles nicht mehr als Voyeurismus. Und das kann es doch nun wirklich nicht sein.“ – Die Hoffnung stirbt zuletzt (wenn moderne Berichterstattung mit weniger journalistischem Anspruch die Nachfrage nach Echtzeit-Reportagen befriedigen werden.

  60. estee sagt:

    So ist es. Journalismus braucht ein Minimum an Zeit und Analyse. Ist mir viel lieber als Sender wie BFM die im Januar während der Geiselnahme im Hyper Casher glaubten unbedingt berichten zu müssen dass einige Geiseln im Kühlraum versteckt seien. Und somit deren Leben aufs Spiel gesetzt haben. Das sind dann keine Journalisten sondern unverantwortliche Idioten

  61. Vivi sagt:

    Danke für diesen Kommentar. Ich hatte gestern (und habe noch immer) sehr großen Respekt vor insbesondere Matthias Opdenhövel und Tom Bartels, die meiner Meinung nach ob der Umstände sehr professionel reagiert haben.

  62. Petra Ehmann sagt:

    Auch ich gehöre zu den Personen, die sich via Twitter über die unangemessene Berichterstattung geärgert haben. Und ich sehe das am heutigen Morgen noch immer so!

    Es geht dabei aber keinesfalls um Herrn Opdenhövel und seine Kollegen, die allesamt nur in dem kleinen Kosmos „Stadion“ waren und mangels Informationen selber nicht wussten, was sie berichten sollten. Es geht vielmehr um diesen sinnlosen Programmablauf: Ein Bericht über die russischen, gedopten Leichtathleten war im Rahmen der Geschehnisse ebenso unangemssen wie der Bericht über die U21-Mannschaft im fernen Ich-weiß-nicht-mehr-wo.

    Alternativen? Keine Ahnung. Ich bin nur Zuschauerin, keine Medienschaffende. Aber ein Standbild mit Texteinblendung wäre sicherlich passender gewesen als die gezeigten Filmbeiträge aus dem Sport.

  63. Thomas sagt:

    Interessant, dass ein Hörfunk-Nachrichten-Sprecher exakt über die Abläufe gestern bei den TV-Kollegen zu wissen vorgibt. Interessant auch, dass es nicht wenige bei ARD-aktuell gibt, die selbst nicht zufrieden sind mit der Reaktionszeit. Natürlich darf man keine Wunder erwarten, natürlich ist CNN anders eingestellt. Aber warum ist BBCNews so deutlich schneller und umfassender? Bilder liefen schon reichlich, musste man nicht selbst drehen. Erst mit Thorsten Schröder kam ein moderationserfahrener Sprecher vor die Kamera, der aus dem Stegreif zu improvisieren wusste.
    Mein Eindruck: wenn es plötzlich auf der Welt drunter und drüber geht, braucht der Tanker in Hamburg weiterhin sehr lange. Dort ist man ja nicht einmal in der Lage, Stunden nach einem Ereignis ordentliche Bilder-Loops zu bauen. Stattdessen klinkt man sich parallel zu Schalten in einen EBU-Stream ein, vergisst die Atmo zu drosseln, und dann bricht der Stream auch mittendrin ab.
    Und machen wir uns doch nichts vor: die Kollegen vor Ort hatten auch keine große Gelegenheit, Dinge zu verifizieren. Ist ja nicht so, dass die erst alles gegenrecherchiert haben, bevor sie etwas verkünden. Das sind keine wirklich wichtigen Dinge auf der Welt, gewiss. Aber es zeigt, dass nicht alles professionell läuft.

    PS: die anderen deutschen Sender waren nicht viel besser. RTL, Sat1, konnte man vergessen. Gut allerdings Theo Koll im ZDF.

  64. Juergen Schulze sagt:

    Dafür läuft ja jetzt auf ARD und ZDF schön das Kindeprogramm. Und auf ZDFinfo eine Ratgebersendung über Brathähnchen… Mahlzeit. Wo bleibt der der Öffentlich rechtliche Versorgungsauftrag?

  65. Henri sagt:

    @Michaela

    Ja, Livebilder die uns vielleicht nie mehr aus dem Kopf gehen, könnten wir echt langsam mal gebrauchen. Genauso wie einen 2. Immanuel Kant.

  66. Henning Storch sagt:

    Sehr guter Kommentar, gut geschrieben.
    In der heutigen Zeit in der wir u.a. von schnellen Nachrichten profitieren, wäre es doch evtl. sinnvoll wenn die Öffentlich Rechtlichen sich in solchen Ausnahmesituationen nicht nach Einschaltquoten richten würden sondern interdisziplinär mit den anderen Nachrichten Sendern zusammenarbeiten würden. Den Verweis auf evtl. permanente Berichtetstattung bei ntv, n24 etc. hätte ich mir gewünscht.
    Die Idee eines permanenten „Stand By“ Teams ist sicherlich machbar und bezahlbar wenn man sich an die Milliarden erinnert, die die Gebühren in die Kassen spülen.
    Der Luxus von zahlreichen Landesanstalten mit eigenen Sendeplätzen, in denen zeitgleich oder zeitversetzt dieselben Inhalte ausgestrahlt werden, ist nach meiner Meinung weder zeitgemäß noch bezahlbar. Es ist das Klammern an alte Strukturen aus einer Zeit als die Berichterstattung noch mit Lochstreifen, Telex und Telefonleitungen übermittelt wurde.
    Regionale Berichterstattung ist gut, sinnvoll und notwendig, aber nicht jeder Kuhfurz muss in epischer Breite medial verarbeitet werden.

  67. Thomas Kaspar sagt:

    Wow, die Welt brennt und Sie haben nichts besseres zu tun als eine geschliffene, wortfigurenreiche Publikumsbeschimpfung zu schreiben.

    Dieser Artikel belegt implizit den Vorwurf, den er wortreich widerlegen soll: Dass manche wirklich die falschen Schwerpunkte setzen.

    K-Fall: Ganz persönlich wird mir schlecht bei so viel Journalisten-Sprech-Zynismus

  68. Michaela sagt:

    Man hat ja gesehen, wie widerwillig z.B. Matthias Opdenhövel zu den Fußballberichten abgegeben hat. Ihm war sicher nicht danach, über Fußball zu reden.
    Die ganzen Sportreporter, die ich heute Nacht erlebt habe, haben ihren Job in meinen Augen super gemacht.
    Man darf nicht vergessen. dass sie die ganze Zeit über ja noch mittendrin waren und selbst nicht wussten, wie es weitergeht, ob sie sicher sind usw.

    Die Frage nach dem, was wir als Zuschauer erwarten, finde ich sehr passend.
    Was möchten wir denn sehen?
    Livebilder, die uns vielleicht nie mehr aus dem Kopf gehen?
    Wo sollen die Informationen denn herkommen?
    Sollen die Medien Augenzeugen, die alles mit dem Handy gefilmt haben, zu Reportern ernennen, deren Bilder zeigen und sie kommentieren lassen?

    Ich finde, es wurde großartig reagiert – auch wenn ich lieber nicht dabei gewesen wäre, wenn Sportreporter zu Kriegsberichterstattern werden…

    Danke für eure tolle Arbeit!

  69. Roland sagt:

    „Das Gesamtbudget der öffentlich-rechtlichen Anstalten beträgt etwa 9,1 Milliarden Euro, davon 6,3 Milliarden Euro für die ARD-Anstalten. Gemessen am Budget ist die ARD damit der größte nicht-kommerzielle Programmanbieter weltweit.“ (Wikipedia)

    Mal ehrlich. 9 Milliarden! Da darf die Erwartungshaltung schon sehr sehr hoch sein!

  70. udostiehl sagt:

    Würde uns die Lizenz für einen reinen Nachrichtenkanal zugestanden mit den entsprechenden Mitteln, wäre das sicher machbar. Haben wir aber nicht. Leider.

  71. Lennart Lein sagt:

    Eine Möglichkeit bestünde darin, eine dauerhafte Tagesschau extra zu senden. Da sind, korrigieren Sie mich, wenn ich das falsch sehe, Moderatoren, Redaktion und Technik zumindest in Rumpfbesetzung vorhanden. Dass in der Kürze der Zeit noch keine weitergehende Einordnung möglich ist, keine Videobeiträge gesendet werden können, viele Informationen nicht verifiziert werden können etc., ist klar. Von mir aus auch Bilder aus dem Stadion ohne Moderation mit Lauftext. Es geht mir lediglich darum, dass mir das Senden der Zusammenfassungen der anderen Spiele als unglückliche Entscheidung erschienen. Gerade der erfreute Ton des (natürlich vorher aufgezeichneten) Kommentars ob der guten Leistung der U21 im Spiel gegen Aserbaidschan war in meinen Augen unpassend. Ansonsten fand ich die Reaktion von Tom Bartels während des Spiels — auf die Lage eingehen und auch auf die Schwierigkeit der Situation für den Moderator offen ansprechen — durchaus gut.

  72. udostiehl sagt:

    Und jetzt verraten Sie mir noch, wo ein kompletter Brennpunkt samt Moderatoren, Redaktion und Technik so schnell herkommen soll.

  73. Lennart Lein sagt:

    Das sind alles gute und wichtige Hinweise, aber nach dem Spiel dann die Berichterstattung bei den Sportjournalisten zu belassen und Zusammenfassungen von den U-21 Spielen zu zeigen, erscheint mir keine gute redaktionelle Entscheidung. Von mir aus dann lieber ein Brennpunkt, wo das Wenige, was man gesichert weiß, öfters wiederholt wird. Besser die Information, dass die Lage unübersichtlich ist und es wenig bestätigte Informationen gibt, als ein Loblied auf das Offensivspiel von Maximilian Arnold.

  74. niggemeier sagt:

    Das stimmt alles, aber die ganze Wahrheit ist es auch nicht. Es zeigte sich nämlich, dass es ein Problem ist, wenn in solchen Situationen bei ARD-aktuell nur jemand da ist, der ausschließlich Texte vorlesen kann. Susanne Daubner war furchtbar überfordert damit, Ellis Fröder auch nur ein paar naheliegende Fragen zu stellen und die kurzen Sondersendungen irgendwie zu beenden. Es half sehr, dass irgendwann Thorsten Schröder endlich übernahm. Aber dass da im Zweifel an einem Freitagabend niemand ist, der moderieren kann, sondern nur jemand, der Texte vorlesen kann, ist schon ein größeres Problem des Ersten.

  75. Constanze Elter sagt:

    Wie wahr. Und wo Innehalten angebracht gewesen wäre, wird reflexartig Medienkritik geübt. Dabei haben die Sportreporter einen verdammt guten Job gemacht – eben weil sie noch echte Reporter sind. Weiter so! Constanze

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