Ohne „mit“ ist besser als mit „mit“

Mit diesem Beitrag hat es das „mit“ auf sich. Möglicherweise haben sich schon „Mitblogger“ damit beschäftigt – also „Mitkonkurrenten“ um die Leserschaft. Das klingt für Sie merkwürdig? Ist es auch. Denn den „Mitblogger“ gibt es sicherlich. Und er passt auch in die sprachliche Logik . Den „Mitbewerber“ auch. Und inzwischen den „Mitkonkurrenten“. Nur mit Logik hat der nichts zu tun.

Doppelt gemoppelt hält besser. Im täglichen Geschäft haben wir es mit Konkurrenten und Bewerbern zu tun, mit Beteiligten und Verantwortlichen. Dass diese jeweils in einer Relation zu Anderen stehen, ergibt sich bereits aus dem Begriff. Das reicht aber einigen Redakteuren nicht. Sie hätten es gerne deutlicher, oder – um es zu überspitzen – deutlichst-deutlich. Vor allem in sportlichst-sportlichen Berichten ist das „mit“ ein „must“,

Zumal bis zur Vergabe in 2017 kaum bessere Mitkonkurrenten zu fürchten sind,

ist im WAZ-Portal DER WESTEN zu lesen. Sehen wir großzügig über den weit verbreiteten Anglizismus „in 2017“ mal hinweg. Denn der ist längst zu einem unerträglichen Standard geworden. „Mit“ ist beim „Konkurrenten“ komplett überflüssig. Trotzdem schreibt auch der SCHWARZWÄLDER BOTE zu den Deutschen Meisterschaften im Luftgewehr-Schießen:

Nach der ersten Disziplin beim Dreistellungs-Kampf, kniend, 20 Schuss, lag er mit 197 von 200 möglichen Ringen gemeinsam mit einem Mitkonkurrenten auf dem ersten Platz.

Ja, der andere Sportler ist Konkurrent. Mehr nicht. Würde das „mit“ gestrichen, wäre es sogar logisch. Der TAZ gelingt es, nicht nur die „Konkurrenz“ mit einem „mit“ zu verschnörkeln.

Berlins Mitkonkurrent um die Nominierung zur offiziellen deutschen Olympiabewerberin – Hamburg – stellte sein Konzept zeitgleich vor.

Der des „mit“ überdrüssige Konkurrent soll auch noch „zeitgleich„, also in exakt auf die hundertstel Sekunde genau gleicher Zeit, sein Konzept vorgestellt haben. Das ist sensationell. Nur leider nicht wahr.

Noch nicht ganz so schlimm hat sich das vorne angefügte „mit“ bei der „Beteiligung“ ausgewirkt. Wenig überraschend sind Behörden hier gerade auf dem besten Wege, große „Mitkonkurrenten“ zu werden. Ganz vorne dabei ist die POLIZEI ITZEHOE:

Mitbeteiligte sind in der Zeit von 10 bis 17 Uhr neben der Polizei auch verschiedene Firmen und Organisationen.

Schön, dass die Firmen und Organisationen nicht nur „beteiligt“ sondern „mitbeteiligt“ sind. Beruhigend aber auch, dass die Firmen und Organisationen „verschieden“ sind. Das wäre ja auch nicht auszudenken, wenn die gleich wären.

Ähnlich funktioniert der „Mitbewerber“, der oft auf das „mit“ verzichten kann, dennoch inzwischen sogar im DUDEN beheimatet ist:

Mit­be­wer­ber, der – Wortart: Substantiv, maskulin

Und entsprechend ist dieser „Mitbewerber“, der in vielen Fällen nur ein „Bewerber“ ist, weit verbreitet. Zum Beispiel in der HESSISCHEN/NIEDERSÄCHSISCHEN ALLGEMEINEN ZEITUNG, die in einer historischen Wirtschaftsgeschichte meldet:

Allein in Kassel gab es etliche Mitbewerber: Darunter Salzmann, Fröhlich & Wolff, Baumann & Lederer und die Casseler Jutespinnerei.

Auch die MAIN POST nutzt das überflüssige sowie sinnfreie „mit“ und berichtet:

Den Auftrag für die Fassade des Berliner Stadtschlosses hat die Firma über eine öffentliche Ausschreibung erhalten, bei der man acht weitere Mitbewerber hinter sich ließ.

Im STERN ist ein Beispiel zu finden, das einen der seltenen Fälle von „Mitbewerber“ rechtfertigt:

Der 42-Jährige und seine beiden Mitbewerber haben sich bei der deutschen Vorauswahl der „Gelato World Tour“ in Berlin für das Finale qualifiziert.

Hier stellt das „mit“ heraus, dass die Bewerber in Konkurrenz zueinander standen. Das wäre sonst nur über die Formulierung „der beiden anderen Bewerber“ klar geworden.

Als letztes Beispiel sei noch „mitverantwortlich“ aufgeführt. Auch dazu gibt es eine große Zahl an Beispielen in den Medien. Jedoch verhält sich die Funktion von „mit“ hier anders. In diesem Fall findet keine inhaltliche Doppelung statt. „Mitverantwortlich“ unterteilt sinngemäß zwischen mehreren Verantwortlichen. Nicht einer Person wird also die Verantwortung vollständig zugewiesen, sondern die Verantwortung teilt sich auf mehrere Personen auf. Und das wird im Begriff „mitverantwortlich“ klar zum Ausdruck gebracht. „Mit“ kann also auch sinnvoll verknüpft werden. Aber nicht immer.

 

Korrekturhinweis: In der ursprünglichen Fassung dieses Artikels war der „Mitbewerber“ als generell falsch eingestuft worden. Herzlichen Dank für die Hinweise auf diesen Fehler, der nunmehr im Text korrigiert wurde.

(Bild: Benjamin Weiß)

 

 

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Redakteur und Sprecher

3 Kommentare zu “Ohne „mit“ ist besser als mit „mit“

  1. Egbert Manns sagt:

    Vielleicht können sie Folgendes miteinbeziehen: „Mit N.N. wird ein verdienter Bürger der Stadt geehrt.“ Aber nie wird gesagt, wer der verdiente Bürger ist.

  2. Aber ohne MitTagsschlaf würde man den ganzen Tag verpennen.

  3. Was den Mitkonkurrenten betrifft, bin ich ganz einverstanden; das Wort ist in der Tat doppelt gemoppelt, da die lateinische Vorsilbe „con“ ja „mit“ bedeutet – der Mitkonkurrent wäre, wörtlich übersetzt, ein Mitmitlaufender.
    Anders sehe ich den Mitbewerber. Nicht jeder Bewerber ist ein Mitbewerber, sondern nur derjenige, der sich gleichzeitig um etwas bewirbt wie der, aus dessen Perspektive berichtet wird. „Der 42-jährige und seine beiden Mitbewerber“ macht klar, daß alle drei sich um dieselbe Stelle bewerben. „Der 42-jährige und seine beiden Bewerber“ dagegen würde einen ganz anderen Sinn ergeben. Es müßte heißen: „Der 42-jährige und zwei weitere Bewerber“ (was natürlich problemlos ginge).

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